Erfahrungsbericht

Die Lehman Brothers

Roman von Stefano Massini

LP 1/2024 | Rezension von Dipl.-Ing. Martin Schmädecke

Dieses wunderbare Buch, mit mehr als 800 Seiten in der gebundenen Ausgabe, ist 2015 im Hanser Verlag erschienen. Der Umschlag zeigt die Kulisse Manhattans im Nebel. Über den Dächern balanciert ein Mann in einem Anzug in atemberaubender Höhe über ein Stahlseil. Wird er sein Ziel unbeschadet erreichen?

Der Roman schildert die Saga der deutsch-jüdischen Familie Lehman. Sie beginnt im Jahr 1844 mit der Ankunft von Heyum, Sohn des Viehhändlers Abraham Lehmann aus Ober- franken, in Manhattan und endet mit dem Verkauf der Investment Bank Lehman Brothers an American Express im Jahr 1984. Auf den ersten Blick wirkt das Buch wie ein Gedichtband, denn die Texte sind entsprechend gesetzt. Das vermag zunächst zu irritieren, aber schon nach kurzer Zeit hat sich der Leser daran gewöhnt und verfolgt die unglaubliche Erfolgsgeschichte der Familie mit ihren zahlreichen, teilweise skurrilen Charakteren mit großem Interesse. Der Leser wird Zeuge der rasanten ökonomischen Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert in den USA und der Welt. Die Lehmans, versehen mit deutschen Tugenden wie Fleiß, Akribie und Pünktlichkeit, erobern zielstrebig und machtbewusst immer wieder neue Geschäftsfelder. Gleichwohl wird deutlich, dass es ein Drahtseilakt ist, sich im Geschäft zu behaupten und dass Erfolg seinen Preis hat. Der Absturz ist somit vorhersehbar. „Mazel“ allein genügt nicht.

Dipl.-Ing. Martin Schmädeke

Dipl.-Ing. Martin Schmädeke

Dipl.-Ing. Martin Schmädeke hat an der TU Berlin Architektur studiert. Während seiner Studienzeit war er als studentischer Mit- arbeiter bei der Historischen Kommission zu Berlin angestellt und forschte über frühe Industriebauten in Berlin. Im Laufe seiner beruflichen Tätigkeiten als projektleitender Architekt war er bei mehreren Architekturbüros in London, Berlin, Potsdam und Hamburg tätig. Seit 2021 ist er als Referent für Bauprojektentwicklung im Erzbistum Hamburg tätig.