Neuigkeiten aus dem Verband unabhängig von der LP

Seit 2007 prämieren wir jedes Jahr die „Liberale Hochschulgruppe des Jahres“ („LHG des Jahres“). Für die Preisverleihung der „LHG des Jahres“ im Jahr 2024 in Osnabrück hat unsere Jury nun die vier erstplatzierten Gruppen nominiert. Die Jury hat die Nominierungen aus rund 30 Gruppen augewählt, die für ihre Aktivitäten in 2023 gefördert worden waren oder sich aktiv beworben hatten.

Das sind die Nominierungen:

  • LHG Bayreuth (Landesverband Bayern)
  • LHG Clausthal (Landesverband Niedersachsen)
  • LHG Leipzig (Landesverband Mitteldeutschland)
  • LHG Münster (Landesverband NRW)

Die Auslobung des Preises war unser Geburtstagsgeschenk zum 20. LHG-Jubiläum und zum 35. Geburtstag haben wir das Preisgeld ordentlich aufgestockt:
300 Euro für die erstplatzierte, 150 Euro für die zweitplatzierte, 50 Euro für die drittplatzierte Gruppe. Dazu kommen Gutscheine für die kostenlose Teilnahme an Veranstaltungen von LHG und VLA für alle fünf nominierten Gruppen.

Die Auszeichnung erhält die liberale Studentengruppe, die am eindrucksvollsten Studierendeninteressen an ihrer Hochschule und den liberalen (Studenten-)Organisationen formuliert und vertritt.

Um das Geld sowie die Gutscheine auch zu erhalten, müssen die Nominierten nur noch eines machen: Eine Vertreterin oder einen Vertreter zur LHG-Bundesmitgliederversammlung (21. bis 23. Juni 2024) nach Osnabrück schicken. Wenn keine Gruppenvertretung vor Ort zur Preisverleihung (am Samstagabend dann) anwesend ist, gibt es nur den Titel, kein Geld, keine Gutscheine.

So oder so freuen wir uns auf die Preisverleihung und die Würdigung aller Nominierten. Den sicher ist schon eines: Unter 30 Gruppen stechen sie mit ihren Leistungen ordentlich hervor.

Unsere Stipendiatin Sina Behrend berichtet von neuen Wegen und Herausforderungen für die Liberale Jugend in Europa

Am 22. März 2024, pünktlich um 16.30 Uhr, begann der Frühjahrskongress von LYMEC, sowohl virtuell als auch in Präsenz in Brüssel. LYMEC, das steht für European Liberal Youth und ist eine pan-europäische liberale Jugendorganisation. Es können sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen beitreten. Der Bundesverband der Liberalen Hochschulgruppen (LHG) ist seit Jahren fester Bestandteil, um liberale Beschlusslagen zu Themen mit universitärem Bezug, besonders Erasmus, mitzugestalten.

Gastgeber des Kongresses waren die Open Vlaamse Liberalen en Democraten, die ihre Parteizentrale für den Kongress zur Verfügung stellten. Mit einer Kongresslocation mitten im Herzen der Stadt und einem Hotel im EU Viertel hat der Kongress den Spirit Brüssels perfekt eingefangen. Für die LHG waren International Officer David Grasveld und ich, Sina Behrend, als Delegation vor Ort.

Inspiration und Motivation

Die Kongresseröffnung war von einer Reihe inspirierender Grußworte geprägt. Verschiedene MEPs und Hadja Lahbib, die beglische Außenministerin, richteten motivierende Worte an die liberale Jugend. Der Eröffnung folgte die sogenannte „Snap Vote“ zur Bestimmung der Reihenfolge für die Antragsdebatte.

Ein Höhepunkt des Kongresses waren zweifellos die Wahlen für das neue Bureau, also den Vorstand von LYMEC. Mit einer beeindruckenden Anzahl qualifizierter Kandidatinnen und Kandidaten – 8 für 4 Sitze und 2 für das Amt des Vice President – entbrannte ein echter Wettstreit um die Führungspositionen. Die Wahl um die Beisitzerpositionen endete mit einem klaren Sieg für Dimitra Papadopoulou, Mitglied der Jungen Liberalen. Sie wurde mit beeindruckenden 85% der Stimmen gewählt. Auch wir haben Dimi, die sich in der Vergangenheit auch in der LHG Düsseldorf engagierte, in ihrem Wahlkampf unterstützt. Dazu gratulieren wir und wünschen ihr hier noch einmal viel Erfolg für die anstehenden Aufgaben.

Stärkung der liberalen Jugend Europas durch Neuaufnahmen

Außerdem lässt sich stolz verkünden: LYMEC ist am Wochenende gewachsen!  Die Aufnahme der türkischen liberalen Organisation 3H Movement als Associate Member, eine Art Mitgliedschaft auf Probe, sowie die Begrüßung von NEO.DEPA aus Zypern und Gibanje Svoboda Mladi aus Slowenien als Vollmitglieder verdeutlichte die Vielfalt und Stärke der Organisation. Die Vernetzung auch über die Grenzen der EU hinaus ist bereichernd. Liberale Stimmen in autokratisch regierten Staaten zu unterstützen, ist schon immer Kern von LYMEC gewesen. Dies lässt einen die eigenen Privilegien noch einmal ganz anders wahrnehmen.

In den inhaltlichen Debatten stand besonders die Frage im Fokus, wie die liberale Bewegung mit Parteien umgehen soll, die ihre liberalen Wurzeln zu verlieren scheinen. Die ALDE-Partei Ano aus Tschechien stand dabei im Rampenlicht, insbesondere aufgrund des Verhaltens ihres Vorsitzenden Andre Babis. Die Diskussion über einen Antrag, der die weitere Zusammenarbeit mit der Partei in Frage stellte, führte zu kontroversem Meinungsaustausch. Hier erkannten wir ganz klar die Bedeutung liberaler Werte innerhalb der Organisation.

Austausch und Vernetzung

Leider wurden die hochschulpolitischen Anträge nicht debattiert , da sie in der Snap Vote nicht genügend Stimmen erhielten. Dennoch bot der Kongress eine wertvolle Gelegenheit für den Austausch und die Vernetzung innerhalb der liberalen Familie. Besonders interessant war der Kontakt zu anderen liberalen Hochschulgruppen. Dazu zählen beispielsweise die Centerstudenter aus Schweden und die Fédération des Etudiantes Liberaux aus Belgien.

Der LYMEC-Frühjahrskongress 2024 war ein Erfolg auf vielen Ebenen und markierte einen wichtigen Schritt in Richtung einer stärker vernetzten und dynamischen liberalen Jugendbewegung in Europa. Mit neuen Führungskräften, neuen Mitgliedern und intensiven Diskussionen über aktuelle Themen steht LYMEC bereit, die Herausforderungen der Zukunft anzugehen und eine liberale Stimme in Europa zu sein.

Der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen und der Verband liberaler Akademiker suchen einen gemeinsamen BUNDESGESCHÄFTSFÜHRER (M/W/D) vorzugsweise zum 07.07.2024 für den Tätigkeitsort Reinhardtstraße 74, 10117 Berlin. Ein flexibler Beginn ist nach Absprache ebenfalls möglich.

DU ÜBERNIMMST:

  • Pflege des Geschäftsverkehrs des Bundesvorstands der Liberalen Hochschulgruppen und des
    Präsidiums des Verbands liberaler Akademiker
  • Unterstützung beim Veranstaltungsmanagement
  • Mitgliedsmanagement zweier Verbände mit insgesamt über 7.400 Mitgliedern

WIR BIETEN:

  • ein motiviertes Team und viele spannende Herausforderungen
  • eine Anstellung auf Minijob-Basis
  • ein flexibles und modernes Arbeitsumfeld in direkter Nachbarschaft zu der Freien Demokratischen Partei
  • direkte Einbindung in die Bundesvorstandsarbeit

WIR ERWARTEN:

  • selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten
  • Kenntnisse des liberalen Umfelds
  • fortgeschrittene Kenntnisse in der Verwendung von Office-Produkten
  • Bereitschaft, sich in Strukturen hineinzuarbeiten

Berufserfahrung ist keine Voraussetzung; ein Führerschein wäre wünschenswert; aussagekräftige Empfehlungsschreiben werden berücksichtigt.

Deine Bewerbungsunterlagen richtest Du bitte bis zum 26.05.2024 ausschließlich per E-Mail
an gescher@bundes-lhg.de sowie an bagus@liberale-akademiker.de.

Für Fragen kannst Du Dich jederzeit gerne an gescher@bundes-lhg.de wenden.

Die Jury des ARNO-ESCH-Preises unter Vorsitz von Prof. Dr. Ewald Grothe hat entschieden: Preisträgerin in 2024 ist Zeinab Herz.

Zeinab Herz ist Ex-Muslimin sowie beim Zentralrat der Ex-Muslime, den Jungen Liberalen und der Liberalen Hochschulgruppe Saar aktiv. Nach eigenen öffentlichen Ausführungen hatte Herz in ihren ersten Lebensjahren nicht sehr religiös gelebt. Erst als sie 13 wurde, hatte der Druck der Familie im Libanon sie zur Religion getrieben: Da sie keinen Hijab trage und auch keine Halal-konformen Lebensmittel verzehre, käme sie in die Hölle, wo Allah sie an den Haaren aufhängen würde. Zudem sei sie keine gute Libanesin. Daraufhin begann sie, ein Kopftuch zu tragen und sich auch sonst religiösen Regeln zu unterwerfen. Sie gab Männern nicht mehr die Hand und betete fünfmal täglich, obwohl sie dafür früh aufstehen musste.

Mit 18 zog Herz schließlich von Zuhause aus und verließ gleichzeitig die Religion. Sie legte das Kopftuch ab, betete und fastete nicht mehr und traf sich auch mit Männern. Als Grund gab sie die religiöse Unterdrückung, die Frauen besonders beträfe, an. Unterdrückt wurden der weibliche Körper und weibliche Rechte, zum Beispiel in Vielehen oder beim Recht auf eine Ehescheidung. Auch konnte sie Homosexualität nicht als Sünde wahrnehmen. Allah war für sie ein hassender Gott, der Fehler, wie ausgelassene Gebete, bestrafe. Der Entschluss, die Religion zu verlassen, kam schleichend. Bedingt auch durch Diskussionen mit der liberal eingestellten Mutter. Obwohl für die Mutter die Religion eigentlich perfekt war, die fehlerhafte Umsetzung an der Kultur läge, war das für Herz nicht nachvollziehbar. Schließlich gälten dieselben Probleme auch für andere Länder, mit anderen Sprachen und Kulturen.

Unterstützung trotz Anfeindungen

Für ihren Austritt erntete sie Ausgrenzung von Teilen der Familie, Gewaltdrohungen des Vaters und Ablehnung von Freundinnen.

Heute unterstützt Herz andere bei ihrem Weg aus dem Islam, engagiert sich gegen Rechtsextremisten, Antisemiten und Islamisten gleichermaßen. Ihre Aktivitäten auf Instagram, ihre Präsenz in Dokumentationen und als engagierte Diskussionspartnerin in verschiedenen Formaten bezeugen das alles in herausragendem Maße. Damit wuchsen die Anfeindungen und Bedrohungen aus den verschiedenen extremistischen Lagern auf ein neues Niveau. Herz lässt sich davon aber nicht einschüchtern, sondern sucht weiter die Öffentlichkeit in immer stärkeren Maßen.

Der Preis

Mit dem ARNO-ESCH-Preis wird seit 1990 alle zwei Jahre an den Mut all derer erinnert, die in liberalen Studentengruppen Widerstand gegen stalinistische Diktatur und Gleichschaltung der Hochschulen im sowjetisch besetzten Gebiet und in der DDR leisteten.

Die Verleihung des Preises erfolgt an einzelne Studentinnen sowie Studenten oder Studenteninitiativen und -verbände. Als Kriterien für die Auswahl der Jury gelten unter anderem das besondere Wahrnehmen von Staatsbürgerrechte im Raum der Hochschulen, Zivilcourage für Bürgerrechte, ein weltoffenes fachübergreifendes Studium Generale, das Einüben, Initiieren und Praktizieren öffentlicher Tugenden in der Hochschule und die Pflege neuer Formen des konsensstiftenden wissenschaftlichen Disputs in öffentlicher, freier Rede.

Die Preisverleihung findet am Samstag, den 18. Mai 2024, in Halle (Saale) statt.

Zum Event mit allen Details.

Ende 2023 war der Verband liberaler Akademiker auf der Suche nach einem neuen Chefredakteur bzw. einer neuen Chefredakteurin für das Verbandsmagazin „Liberale Perspektiven“. Die bisherige Chefredaktion, Dr. Ann Sophie Löhde und Simon Schütz, hatten sich aus persönlichen Gründen entschieden, das Magazin in neue Hände zu geben.

Damit geht eine kleine Ära zu Ende. Die beiden vormaligen Kapitäne unseres Magazins gehen von Bord.

Wir haben Dr. Ann Sophie Löhde für acht Ausgaben der Liberalen Perspektiven zu danken. Der Dank gilt auch für einen kompletten Relaunch des Magazins inklusive Homepage. Hier hat sie viele Nerven in Autorinnen, Layouter, Korrektorate und Präsidiumskollegen gesteckt. Dies können wir nicht hoch genug wertschätzen!

Auch Simon Schütz gilt der Dank für vier Ausgaben. Danke für das gewinnbringende Netzwerk und für die Professionalität, die das Magazin einen großen Schritt nach vorne gebracht haben. Danke für die Unterstützung von Ann Sophie, für allen Rat und jede Tat.

Daher mussten wir uns neu orientieren. Nach der erfolgten Ausschreibung auf Instagram, LinkedIn und via Newsletter gingen zahlreiche Bewerbungen ein. Am Ende setzte sich Britta Lübcke aus Hamburg durch.

Britta Lübcke arbeitete nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre in Kiel, Los Angeles und Köln mehrere Jahre im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der freien Wirtschaft sowie bei wissenschaftlichen Instituten. 2008 machte sie sich mit einer Unternehmensberatung und Agentur für Digitale Kommunikation selbständig. Dann in 2015 begann sie die Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und arbeitet seit ihrer Approbation 2018 in eigener Praxis. 2024 übernahm sie die Chefredaktion der „Liberale Perspektiven“.

Wir freuen uns über die Verstärkung unseres Teams, neue Impulse und frische Ideen. 😃

Unter www.liberale-perspektiven.de findet Ihr die aktuellen Beiträge des Magazins. Im Frühsommer ist mit der neuen Ausgabe unter Brittas Verantwortung zu rechnen. Ihr erreicht sie unter luebcke@liberale-akademiker.de.

Rückblick auf unsere Berliner Freistunde zum Libanon mit Sophie Schmid

Selten richten deutsche Reporter ihr Augenmerk auf den Nahen und Mittleren Osten, wenn es nicht mit dem nächsten Krieg, dem nächsten großen Anschlag oder einer anderen Katastrophe zu tun hat. Im Falle des Libanon war dies zuletzt mit dem großen Unglück im Hafen Beiruts im August 2020 der Fall. Erst der drohende Krieg zwischen der libanesischen, pro-iranischen Miliz Hisbollah und Israel rückte den Fokus wieder aus das kleine Land. Hintergründe fallen dabei eher hinten herunter.

Für uns war dies alles Grund genug, uns einmal mehr mit diesem von Syrien, Israel und dem Mittelmeer umgebenen Landstrich, seiner Vielfalt, seinen Krisen und seiner Zukunft auseinanderzusetzen. Eingeladen hatten wir dafür die Arabistin Sophie Schmid. Die Deutsch-Schweizerin ist nicht nur aufgrund ihres Studiums eine Kennerin des Landes. Tiefere Einblicke erhielt sie bei längeren Aufenthalten für Praktika sowie im Rahmen Ihrer beruflichen Tätigkeit für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Für diese Organisation war sie von 2018 bis 2022 tätig. Inzwischen ist sie an der FU Berlin als Promovendin tätig. Dadurch konnte sie uns profunde Einblicke bei unserer Berliner Freistunde geben.

Der libanesische Bürgerkrieg als Urkatastrophe

Nach einer kurzen Einleitung durch den Gastgeber beleuchtete die Referentin den libanesischen Bürgerkrieg genauer. Sie kam in der Folge auch immer wieder auf ihn zu sprechen. Ein Aufarbeitung dieser quasi Urkatastrophe hat bis heute nicht stattgefunden, obwohl (oder auch weil) jede Familie, egal auf welcher Seite sie stand, betroffen war. Hier hat auch die Hisbollah ihre Wurzeln. Sie sei laut Schmid die einzige Miliz mit Waffen nach dem Bürgerkrieg, denn selbst nach dem Abzug Israels 2000 fand kein Entwaffnung statt. Vielmehr habe die Miliz heute die Kontrolle über das gesamte Land und bestimmt indirekt auch mit, wenn nicht-schiitische Positionen des Proporzsystems besetzt werden.

Alle Proteste seien fehlgeschlagen. Die hoffnungslose wirtschaftliche Lage sowie politische Stagnation treibe die Menschen aus dem Land. „Inzwischen leben mehr Libanesen im Ausland als im Libanon selbst“, unterstrich die Referentin.

Angst vor einem neuem Krieg

Auch wenn der Libanon seit über acht Dekaden unabhängig ist, sieht ihn Schmid bis heute als Spielball äußerer Mächte: Iran, Saudi-Arabien und, tatsächlich immer noch, Frankreich. „Es herrscht eine große Angst im Land vor einem neuen Krieg zwischen der Hisbollah und Israel“, macht Schmid klar.

Doch es sei nicht allein die Hisbollah, hebt Schmid hervor: „Die Korruption ist das nächstgrößere Problem, gleich nach der Machtstellung der Miliz.“ Alles, also wirklich das gesamte Land, sei zwischen den Parteien, vormals Milizen, aufgeteilt. Die Elite sei außerem stark untereinander verflochten und abhängig voneinander – partei- und religionsübergreifend.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer sieht Schmid dann doch am Horizont. „Junge, konfessionslose Parteien schnitten verhältnismäßig gut bei den Wahlen 2022 ab. Das lässt hoffen“, beendete Schmid ihre Ausführungen, um sich dann der Diskussion zu stellen.

Kein jüdisches Leben mehr im Libanon

Bei den an die Arabistin gerichteten Fragen ging es dann insbesondere um Schmids sehr persönliche Erfahrungen mit der Hisbollah. Hier macht Schmid keinen Hehl daraus, dass sie zwar nicht körperlich belangt worden sei. Ihre israelischen Kontakte führten aber für großen Unmut und starkes Misstrauen auf der Seite der Miliz. Auch unterstrich sie, dass es so gut wie kein jüdisches Leben mehr im Libanon nach 1948 und besonders seit 1967 und dem Libanesischen Bürgerkrieg gebe, auch wenn die einstige Synagoge in Beirut noch erhalten sei. In Bezug auf Israel hob die Referentin hervor, dass die Hisbollah durchaus realistisch sei. „Dort weiß man um die Härte eines möglichen israelischen Gegenschlags bei einem Angriff auf Israel. Jedoch ist die Miliz deutlich stärker als die Hamas“, führte Schmid auf.

Die abschließenden Fragen drehten sich dann nochmal um das Proporzsystem. Eine Vorbildwirkung konnte Schmid diesem System nicht zuerkennen. Jedweder positiver Effekt, den es ggf. geben könnte, werde durch die Rahmenbedingungen vernichtet, selbst die Mitwirkung konfessionsloser Menschen in der Politik sei nur über das Antreten auf dem ursprünglichen Ticket der religiösen Zugehörigkeit möglich. Mit diesem komplexen Thema der politischen Partizipation im Libanon endete dann auch die Berliner Freistunde.

Kann Künstliche Intelligenz (KI) Sonette im Stil Shakespeares schreiben? Hilft sie den Schülern beim Schummeln? Und welche ethischen Grenzen gibt es für den Einsatz von KI? Um diese und viele weitere Fragestellungen ging es in der Freistunde in Bonn am 18. November 2023. Im inzwischen zur Tradition geworden Rahmen am späten Samstagvormittag lud der VLA gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in den Nebenraum des Restaurants Opera. Dort diskutierten unter Leitung von Vizepräses Dr. Ann Sophie Löhde mit Franziska Müller-Rech, Sprecherin für Schule der Fraktion der Freien Demokraten im Landtag NRW,  und Kai Pascal Beerlink, Referent KI bei Bitkom e.V, zum Thema „Menschliche Grenzen für Künstlichen Intelligenz“ über den ethischen Umgang mit dieser Technologie.

Diskriminierende Vorbehalte zutage wie in der „analogen“ Welt

Der Auftaktvortrag von Kai Pascal Beerlink skizzierte zunächst ethische Problemfälle bei der Anwendung von KI. Untersuchungen zufolge träten bei der Anwendung Künstlicher Intelligenz ebenso diskriminierende Vorbehalte zutage wie in der „analogen“ Welt. Dabei verarbeite die KI jedoch lediglich die Gesamtheit der ihr zuvor „gefütterten“ Informationen. Sie bilde damit die Wirklichkeit ab, bewerte sie aber nicht. Wolle man der KI ethisches Verhalten beibringen, könne dies nur durch den Menschen erfolgen. Dazu seien entsprechende Grenzen in die Anwendungen einzubauen.

In der anschließenden Diskussion stand die Notwendigkeit, KI zu reglementieren, nicht grundsätzlich zu Disposition. Allerdings gab es Befürchtungen: Inbesondere der Einbau politisch gewollter Grenzen bringe ja eine Einschränkung der Freiheit der Anwendungen mit sich; es sei außerdem eine ideologische Steuerung dessen, was gewünscht und nicht gewünscht sei, zu befürchten.

Im zweiten Impulsvortrag beschäftigte sich MdL Franziska Müller-Rech mit den Möglichkeiten des Einsatzes von KI in Schule und Bildung. Längst sei es so, dass Schüler mit Hilfe von KI-Anwendungen wie ChatGPT Hausarbeiten und Referate erstellten. Für Lehrer werde es zunehmend schwieriger, festzustellen welche Leistungen der jeweilige Schüler selbst erbracht habe und welche die KI. Aus diesem Grund hätten Lehrerverbänden bereits ein KI-Verbot in der Schule an die Politik herangetragen, das auch die Landesregierung NRW diskutiere. Außerdem wünschten sich die Schulen eine Anwendung, mit welcher Lehrerinnen und Lehrer den Gebrauch von KI aufpüren können. Müller-Rech bezweifelte, dass dies möglich sei.

KI-Verbot laufe ins Leere

Längst sei KI so gut, dass die KI selbst die von ihr erstellten Inhalte selbst nicht als solche erkenne. Den Lehrkräften bliebe daher nichts anderes, als ihre Aufgabenstellungen und Wissensüberprüfungen so zu gestalten, dass sie Leistungen abfragen, die nicht mit KI bewältigt werden können. Statt ein ohnehin ins Leere laufendes KI-Verbot in der Schule anzustreben, hielt Müller-Rech den Einsatz von KI in der Schule sogar für nützlich. So sei zum Beispiel der Förderbedarf eines Schülers mit einer entsprechenden KI-Anwendungen sehr viel passgenauer ermittelbar. Dies sei einem Lehrer, der bei übergroßen Klassen nur wenig Zeit für seine Schüler habe, schwer bis gar nicht möglich. Auch sei die Gestaltung individueller Lerninhalte leichter und zeitsparender möglich.

Im Anschluss entspann sich im gut gefüllten Plenum eine angeregte Diskussion um Chancen und Grenzen einer Technologie. Diese hat – wie eine spontane Umfrage zeigte – durchaus schon ihren Einzug in den Alltag vieler Menschen gehalten. Zwar scheinen die praktischen Anwendungsbereiche von KI im Alltag noch überschaubar und ihre Ergebnisse keineswegs fehlerfrei, doch Shakespeare-Sonette – so kolportiert man – schreibe ChatGPT bereits recht ordentlich.

Wer wir sind

Wir sind die „Liberalen Perspektiven“, ein zweimal im Jahr erscheinendes Magazin mit dem Ziel, modernen liberalen Ideen und Perspektiven generationenübergreifend Raum zu geben. Wir glauben, dass liberale Gedanken ein wichtiger Bestandteil einer offenen und diversen Gesellschaft sind, und wir suchen jemanden, der diese Vision mit uns teilt.

Unser Magazin wird vom VLA – Verband Liberaler Akademiker seit inzwischen 25 Jahren herausgegeben und richtet sich vor allem an unsere Verbandsmitglieder und -freunde sowie die Liberalen Hochschulgruppen im deutschsprachigen Raum.

Deine Rolle

Als Chefredakteur/in unserer Zeitschrift spielst Du die Schlüsselrolle in der Ausarbeitung der Themen und der Artikelzusammenstellung für jede Ausgabe – Print wie online. Du bist das Herzstück des Redaktionsteams und hast die Möglichkeit, den gesellschaftlichen Diskurs zu Politik-, Wirtschaft und Gesellschaftsthemen zu beeinflussen.

Was wir suchen

  • Begeisterung für liberale Ideen und Konzepte
  • gute Kenntnisse in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft
  • Fähigkeit, ein kleines motiviertes Team zu führen
  • exzellente schriftliche und mündliche Kommunikationsfähigkeiten
  • Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit

Deine Aufgaben

  • strategische Weiterentwicklung des Magazins
  • Auswahl und Entwicklung der Themen für die kommenden Ausgaben
  • Zusammenstellung und Koordination des Redaktionsteams
  • Autorensuche / Artikelbeschaffung
  • Qualitätssicherung / Lektorat

Zeitinvestition

Dies ist eine ehrenamtliche Position, die einen Zeitaufwand von durchschnittlich 1-2 Stunden pro Woche erfordert.

Warum Du dich bewerben solltest

  • Du erhältst die Möglichkeit, Einfluss auf den gesellschaftlichen Diskurs zu nehmen.
  • Du arbeitest mit einem engagierten und dynamischen Team zusammen.
  • Du entwickelst wertvolle Fähigkeiten im Bereich Redaktion, Führung und Kommunikation.
  • Es ist eine hervorragende Gelegenheit, dein Netzwerk in diesen wichtigen Bereichen zu erweitern.

Bewerbungsprozess

Interessiert? Sende uns deinen Lebenslauf und ein kurzes Motivationsschreiben an loehde@liberale-akademiker.de bis 15. Dezember 2023.

Wir freuen uns auf deine Bewerbung und darauf, schon bald mit Dir an spannenden Themen zu arbeiten!

Mitte August waren wir mit Freunden, Bekannten und Verehrern Karl-Hermann Flachs in Bötzingen zusammengekommen. Flachs Todestag liegt nun 50 Jahre zurück und noch immer ist er unvergessen, nicht nur im VLA, sondern auch darüberhinaus. Für uns war er besonders wichtig, wäre doch unser Verband ohne ihn wahrscheinlich nie gegründet worden.
In den 1960er und frühen 1970er Jahren – bis eben zu seinem unerwarteten Tod im jungen Alter von 45 Jahren – war er eine der prägendsten Gestalten des Liberalismus in Deutschland. Doch er wirkte nicht nur in der Partei, sondern auch darüber hinaus als Journalist und leitender Redakteur der Frankfurter Rundschau.
Von den Anwesenden würdigten einige, nach einem kurzen Grußwort des Bürgermeisters Dieter Schneckenburger, Flach durch eine jeweils ganz eigene Brille. Als aktueller Kreisvorsitzender der Freien Demokraten warf Martin Cammerer ein Blick auf Flach, die Freiburger Thesen und die aktuelle Lage. Für den Freundeskreis Walter Scheel war Flachs Wegbegleiter Hans Vohrer anwesend. Er, der zeitgleich mit Flach in den Deutschen Bundestag einzog, fokussierte sich auf die 1960er/1970er Jahre, seine Begegnungen mit Flach und die Lage der Freien Demokraten zum damaligen Zeitpunkt.
Abgerundet wurde dies durch die historische Einordnung seitens Prof. Dr. Ewald Grothe. Als Leiter des Archivs des Liberalismus konnte er aus dem Vollen schopfen und ließ Flachs Leben Revue passiereren. Er spannte den Bogen von der Kriegszeit mit Kriegsdienst sowie den liberalen Anfängen Flachs in Mecklenburg-Vorpommern mit seiner knapp gelungenen Flucht nach West-Berlin, über das Studium mit den beruflichen Schritten im Journalismus und dann in der Partei, über seine Karriere bei der Frankfurter Rundschau bis zur Reaktivierung seines politischen Engagements für die FDP.
Eine Schweigminute am Grab beendete das würdige Gedenken.
Im Anschluss ging es zur Stärkung ins Restaurant Pendel. Heiß wurde die Frage nach der Aktualität der Freiburger Thesen diskutiert, aber auch der Zustand der zunehmenden geistigen Enge an den deutschen Hochschulen umtrieb die Gemüter. Vom Fuße des Kaiserstuhls ging es dann nach oben, um die Aussicht über den Breisgau genießen zu können. Die drückende Hitze hielt uns davon nicht grundsätzlich ab, sorgte aber für die eine oder andere Modifikation der geplanten Route. Zurück in Bötzingen erwarteten uns kühle Getränke in der örtlichen Kneipe, von wo aus es dann hieß Abschied nehmen – bis zum nächsten Treffen unter Freunden.

Mein Name ist Lorenz Schmid und es bereitet mir große Freude, mich als Bundesgeschäftsführer vorstellen zu dürfen. Meine Hauptaufgabe liegt in der Administration, doch ich kümmere mich ebenfalls um organisatorische Angelegenheiten sowie um die Annahme und den Versand von Briefen, Paketen und Werbematerialien. Ich bin derzeit dienstags und mittwochs jeweils von 13 bis 17 Uhr telefonisch in der Geschäftsstelle erreichbar.

Neben meiner Tätigkeit als Bundesgeschäftsführer werde ich im kommenden Schuljahr mein Abitur über den zweiten Bildungsweg nachholen. In meiner Freizeit finde ich Ausgleich in der Natur. Am liebsten gehe ich wandern, besonders in den wunderschönen Gebieten Bayerns und Österreichs. Zudem bin ich ein begeisterter Leser von Zeitungen und Büchern, um stets auf dem Laufenden zu bleiben. Des weiteren halte ich mich körperlich fit und besuche regelmäßig das Fitnessstudio.

Harvard unerreichbar? Oxford niemals machbar? Alles nur für Reiche? Pusteblume! In unserem Webinar „Harvard ist machbar, Frau Nachbar!“ Ende Juni 2023 haben wir mit diesen Märchen aufgeräumt. Rund 50 Studentinnen und Studenten haben wir Wege zur Finanzierung und für die Bewerbung aufgezeigt.

Nach einem kurzen Intro, auch seitens der diesjährigen Kooperationspartner (AK Internationales der Stipendiatinnen und Stipendiaten der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen und Project Access Germany), widmeten wir uns zu allererst den Finanzierungsfragen. Hier trugen Alexander Bagus und Florian Brunner vor, die sich mit der Finanzierung durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und Fulbright Germany auseinandergesetzt hatten. Beide gabe detaillierte Einblicke in die Bewerbungsverfahren, Herausforderungen und Chancen im Verfahren. Im Fokus stand ganz, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu motivieren, eine Bewerbung um die Finanzierung zu wagen. Zahlreiche Fragen rundum diese Thema zeigte auf, dass hier viele – wenig überraschend – besonders der Schuh drückt.

An die Fragerunde schlossen sich dann drei Break-out Sessions an. Dort wurden dann zum einen regionsspezifisch zu den Bewerbungsverfahren vorgetragen und zum anderen Fragen dazu geklärt. Neben den beiden Blickwinkeln auf Masterstudiengänge im angelsächsischen Sprachraum (USA, UK, Kanada) einerseits und Festlandeuropa mit seinen Top-Universitäten andererseits, setzte die dritte Session ihren Fokus auf PhD-Studiengängen insgesamt. Die Diskussionen und Fragen dort nahmen einen breiten Raum ein, doch nach rund anderthalb Stunden war dann auch alles gesagt.

Wer sich insbesondere für die Bewerbungsphase an den Hochschulen noch unmittelbarer vorbereiten will, der kann das bei Project Access Germany. Konkret vom 5. bis 6. August 2023 findet ein digitales Bootcamp statt. Mehr Infos gibt es hier oder eben zur direkten Anmeldung.

So oder so: Wer nochmal Input braucht, kann sich sicher sein, dass wir und Project Access auch in 2024 mit einem gemeinsamen Webinar am Start sind. Denn: Harvard bleibt machbar, Frau Nachbar!

Der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen und der Verband liberaler Akademiker suchen eine gemeinsame

Bundesgeschäftsführung (m/w/d)

vorzugsweise zum 01.07.2023 für den Tätigkeitsort Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin. Ein flexibler Beginn ist nach Absprache ebenfalls möglich.

Wir bieten:

  • ein motiviertes Team und viele spannende Herausforderungen
  • eine Anstellung auf Minijob-Basis
  • ein flexibles und modernes Arbeitsumfeld in direkter Nachbarschaft zur Freien Demokratischen Partei

Kerntätigkeiten

  • Pflege des Geschäftsverkehrs des Bundesvorstands der Liberalen Hochschulgruppen und des
    Präsidiums des Verbands liberaler Akademiker
  • Unterstützung beim Veranstaltungsmanagement
  • Mitgliedsmanagement zweier Verbände mit insgesamt über 1.400 Mitgliedern

Wir erwarten:

  • fortgeschrittene Kenntnisse in der Verwendung von Office-Produkten
  • selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten
  • Kenntnisse des liberalen Umfelds

Berufserfahrung ist keine Voraussetzung; ein Führerschein wäre wünschenswert; aussagekräftige
Empfehlungsschreiben werden berücksichtigt.

Deine Bewerbungsunterlagen richtest Du bitte bis zum 14.06.2023 ausschließlich per E-Mail
an kurtz@bundes-lhg.de sowie an bagus@liberale-akademiker.de.

Für Fragen kannst Du Dich jederzeit gerne an kurtz@bundes-lhg.de wenden.

So ungewiss die Lage in Iran ist, einer Sache war sich die Deutsch-Iranerin Annahita Maghsoodi sicher. „Dieses Regime wird enden. Die Proteste haben eine Reichweite und eine Qualität erreicht, hinter die es kein Zurück mehr gibt“, zeigte sich unsere Referentin überzeugt.

Doch der Reihe nach. Am Abend des 21. Aprils trafen sich Mitglieder und Freunde des VLAs zur Freistunde im Berliner Lokal Walhalla, der Stammkneipe der Berliner VLAler. Im frisch sanierten Lokal begrüßten wir Annahita Maghsoodi aus Osnabrück. Die überzeugte Liberale hatte es zum Studium in die Stadt des Westfälischen Friedens verschlagen, wo sie heute noch lebt.

Zusammen widmeten wir uns der Protestbewegung in Iran, wobei gleich zu Beginn deutlich wurde, dass letztlich seit 2009 die iranische Bevölkerung nicht mehr zu Ruhe kommt. „Die Quantität, die Reichweite und die Themen haben sich allerdings gewandelt“, unterstrich Maghsoodi.

Verfolgung von Regimegegnern in Europa, auch in Deutschland

Sie hob auch den terroristischen Charakter des Regimes hervor, das nicht vor Entführungen im Ausland, vor der Verfolgung von Regimegegnern in Europa, auch in Deutschland, zurückschrickt. Auch sie selbst fühlt sich beobachtet und vermeidet Reisen in die Region. Den Umgang Deutschlands und der EU mit dem Fall des Deutsch-Iraners Jamshid Sharmahd, der in Iran zum Tode verurteilt wurde, kritisiert sie scharf. „Hier erwarte ich mir ein lautstarkes Einschreiten der Bundesregierung und der Europäischen Union. Auch, dass die Revolutionsgarden in Europa noch nicht als Terrororganisation eingestuft sind, ist ein Skandal. Deren Aktivitäten gegen Auslands-Iraner, welche das Regime kritisieren, sind hinlänglich bekannt“, empörte sich die Referentin.

Negativ gestimmt ist sie trotz des immer härter werdenden Drucks nicht. Zwar baue das Regime immer mehr Gefängnis, um Regimegegner einzusperren, dies werde jedoch nicht reichen. Magshoodi erläutert: „Die Iranerinnen und Iraner sehen die Freiheiten, die wir im Westen haben. Immer weniger betrachten sich als religiös. Und selbst die religiösen Landsleute unterstützen oft die Hardliner nicht mehr. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen und die Zeit läuft gegen das Regime. Wir werden seinen Sturz noch erleben.“

Am Wochenende fand die 67. Bundesmitgliederversammlung des Bundesverbandes Liberaler Hochschulgruppen (Bundes-LHG) in Saarbrücken statt. Auf der Tagesordnung standen vor allem Neuwahlen sowie die Feier des 35. Geburtstags des Verbands. Als Alumniverband der Liberalen Hochschulgruppen waren wir selbstverständlich mit von der Partie.

Wiedergewählt wurden Benjamin Kurtz als Bundesvorsitzender sowie seine Stellvertreterinnen Anna Hommen und Katharina Lauterbach sowie der IT-Beisitzer Maximilian Weigand. Neu dabei sind Charles Lübcke als Bundesschatzmeister, Maximilian Hartlieb als Stellvertretender Bundesvorsitzender und David  Grasveld (International Officer) sowie Elena Dewitt und Tim Gottsleben (beide beisitzend). Herzlichen Glückwunsch!

Eine neue Epoche

Mit Benjamin Kurtz sind LHG und VLA im vergangenen Jahr in eine neue Epoche der Zusammenarbeit eingetreten: noch enger, noch koordinierter und mit noch mehr Vertrauen ineinander. Nun wollen wir genauso in 2023 weitermachen. Wir freuen uns auf viele spannende Events zusammen: Klausurtagung, FDP-Bundesparteitag, Pfingstseminar und vieles, vieles mehr.

Der 35. Geburtstag des LHG-Bundesverbandes war ein besonderer Höhepunkt des Wochenendes. Wir kamen nicht mit leeren Händen: Die Gruppenförderung wird um ein Drittel aufgestockt, das ausgeschüttete Preisgeld für die „LHG des Jahres“ verdoppelt. Insgesamt sind das künftig jährlich rund 2.500 Euro mehr, die wir als VLA an die Gruppen ausschütten werden.

Gelebter Generationenvertrag

Ein starker VLA bedarf starker Liberaler Hochschulgruppen. Unser Generationenvertrag wird gelebt und ist ein Versprechen für die Zukunft der Liberalen Hochschulgruppen auf allen Ebenen. Austausch auf Augenhöhe, aktives Zuhören und ermutigender #Support sind die Mittel dafür. Auf uns können die Liberalen Hochschulgruppen zählen – auch in den kommenden 35 Jahren.

Zufrieden mit dem Stand der Digitalisierung? Dass die Besucherinnen und Besucher unserer Bonner Freistunde bei dieser Frage nicht vor Hohn auflachten, war auch alles. Niemand war auch nur annähernd zufrieden, wie es in Deutschland mit der Digitalisierung läuft.

Zuerst standen am 19. November 2022 Impulsvorträge seitens des IT- und Cloud-Fachmanns Christian Schmitz und der FDP-Landtagsabgeordneten Angela Freimuth auf der Agenda. Danach wurde heiß und heftig über die verschiedenen Fehlschläge der Digitalisierung, insbesondere in der Verwaltung und der Bildung, diskutiert. Hier waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Fish-Bowl-Format eingeladen, mit den beiden Fachleuten auf Augenhöhe zu diskutieren. Genau das ist jährlich bei dieser „Traditionsveranstaltung“ zum Jahresende der Fall.

Wortreiche Diskussionen

Dieses Angbot wurde auch dieses Jahr reichlich genutzt. Verständnis für die Fehlschläge und für das Schneckentempo hatte niemand. Ein Gast zeigte auf, wie ihre eigenen Versuche, in der Verwaltung an unterschiedlichen Sttellen Digitalisierung voranzutreiben, abgewürgt wurden. Andere zeigten auf, wie unkoordiniert die Landesregierung Digitalisierung der Schulen betrieb und dabei die Betroffenen kaum bis gar nicht mitnahm.

Auch Christian Schmitz hielt sich nicht mit Kritik zurück. Während daneben Angela Freimuth zum einen aufzeigt, wie starr viele Prozesse auf Landesebene sind, unterstrich Sie Ihre Bereitschaft, die zahlreichen Impulse in Ihre Arbeit als Fachpolitikerin für Digitalisierung einfließen zu lassen. Diesen Fachbereich habe sich im übrigen selbst gewählt, wie Sie hervorhob.

Dampf abgelassen

Nachdem so viel Dampf abgelassen worden war, ging man doch entspannter in den gemütlichen Teil der Freistunde über und nutze die Chance zum Vernetzen beim Imbiss. Klar ist schon jetzt: In 2023 sehen wir uns wieder und werden weitere digitale Themen behandeln.

Inhaltliche und personelle LHG-Erfolge auf europäischer Ebene

Auch wenn Hochschulpolitik auf europäischer Ebene nicht vergleichbar große Anknüpfungspunkte hat wie auf Landes- oder Bundesebene, so bringen sich die Liberalen Hochschulgruppen seit langem aktiv bei LYMEC, der europäischen jungliberalen Organisation, ein. Im Fokus des LYMC-Herbstkongresses standen nicht nur programmatische, sondern auch Personalentscheidungen. Vor Ort war die VLA-Stipendiatin Sina Behrend von der LHG Düsseldorf.

„Nach Bukarest führte der Herbstkongress der European Liberal Youth (kurz LYMEC) die Delegierten für ein Wochenende der zweiten Novemberhälfte. Dort wurde der Handlungsplan der Organisation für die Jahre 2022-2024 verabschiedet und der Bundesverband der Liberalen Hochschulgruppen (LHG) konnte zwei große Erfolge erzielen! Vor Ort waren wir LHGler mit insgesamt drei Delegierten vertreten. Zusätzlich konnten online zwei weitere Teilnehmer mitwirken. Als eine der Delegierte war es mein allererster LYMEC-Kongress. Mit mir in Bukarest waren Benjamin Kurtz und der International Officer der LHG, Johannes Brill. Online hatten sich Calvin Löw und David Grasveld zugeschaltet. Im Folgenden schildere ich meine gewonnenen Eindrücke.

Sightseeing-Highlight: Ceauşescu-Villa

Ich war bereits einen Tag vor Kongressbeginn nach Bukarest gereist, da am 18. November bereits um 9 Uhr eine erste Veranstaltung zum European Year of the Youth beginnen sollte, an der ich teilnehmen wollte. Ich hatte also am Vortag noch ein wenig Zeit die Stadt zu erkunden. An dieser Stelle erlaube ich mir einen kurzen Reisetipp: Mein Sightseeing-Highlight in Bukarest war die Ceauşescu-Villa. Hier hat der letzte kommunistische Präsident Rumäniens mit seiner Familie gewohnt. Die Villa ist sowohl für sich sehr beeindruckend als auch für Liberale eine wunderbare Bestätigung der Probleme des Kommunismus.

Kommen wir aber zum Kongress: Über 40 liberale Jugendorganisationen waren mit Vertretern repräsentiert. Die Organisation „Młodzi Nowocześni“ (MN) wurde neu als Vollmitglied bei LYMEC aufgenommen. Es handelt sich um die Jugendorganisation des polnischen ALDE-Mitglieds Nowoczesna, die für ein rechtsstaatliches und wirtschaftlich sowie gesellschaftlich liberales Polen kämpft. Wir hatten bereits vor dem Kongress intensiven Kontakt mit dem MN-Präsidenten und deren internationalen Vertreterin. Daher freuten wir uns sehr über diese Entwicklung.

Resolution der LHG zur Inklusion angenommen

Bereits im Vorfeld des Kongresses hatten wir, der Bundesverband der Liberalen Hochschulgruppen, zum Kongress eine Resolution zur Inklusion in der Europäischen Union eingereicht. Wir forderten darin unter anderem Barrierefreiheit bei Zugriff auf Informationen via Websites und für Gerichtsverfahren durch Gebärdensprachdolmetscher. Hier erzielten wir den ersten Erfolg des Wochenendes: Unsere Resolution wurde mit 97% vom Kongress angenommen!

Weitere inhaltliche Debatten wurden zu unterschiedlichsten Themen geführt. Dazu zählten u.a. eine EU-Strukturreform, die Situation im Iran, die Rechtsstaatlichkeit in der Europäischen Union oder auch dem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Hier wurden in der Beschlussfassung jeweils auch klar liberale Positionen eingenommen. Ein neuer LYMEC Vorstand wurde dieses Mal nicht gewählt. Dafür stand jedoch die Wahl neuer Delegierter von LYMEC zum Kongress der Alliance of Liberals and Democrats for Europe (ALDE) an. Hier kam es zu unserem zweiten großen Erfolg: Unser International Officer Johannes Brills wurde zum Delegierten gewählt und darf nun auf dem ALDE-Kongress weiter für ein inklusives Europa streiten.

Liberale Europapolitiker mit Rang und Namen zu Gast

Auch politische Größen statteten dem Kongress einen Besuch ab. Der Co-Vorsitzende der ALDE-Partei, Ilhan Kyuchyuk MdEP, und die Vizepräsidentin Svenja Hahn MdEP nahmen an dem Kongress sowie an einer Veranstaltung der Renew Europe-Gruppe zum Europäischen Jahr der Jugend teil, bei der der Präsident von Renew Europe, Stéphane Séjourné MdEP, Vlad-Marius Botoș MdEP und Monica Semedo MdEP mit LYMEC-Mitgliedern diskutierten. Hier wurden unter anderem progressive Vorschläge für die Energieversorgung in Europa besprochen.

Zusammenfassend kann man dieses ereignisreiche LYMEC-Wochenende mit einem Zitat schließen. „Kein Politiker kann es sich leisten, nicht auf die Jugend zu hören“, betonte Svenja Hahn. Und dass Politiker dies auch gar nicht können, dafür sorgen wir bei LYMEC.“

Der Andrang deutete sich ab dem ersten Tag der Freigabe des Anmeldungsformulars an. Am Ende interessierten sich über 70 Personen am Webinar des VLA „Harvard ist machbar, Frau Nachbar!“. Im Fokus des Webinars standen Finanzierung und Bewerbungsprozess an Elite-Universitäten in den USA, UK, EU und der Schweiz für Bachelor- und Masterstudiengänge.

Fachkundige Auskünfte zu Finanzierungsfragen

Die finanziellen Aspekte für Bachelor- und Masterstudiengänge beleuchteten Florian Bauer von Project Access und Frau Gabriele Knieps vom DAAD. Beide gingen fachkundig auf die anschließenden Fragen ein. Hier bewegte z.B. beim DAAD eine teilnehmende Person die Frage nach der zwangsläufigen Bindung der Zusage eines DAAD-Stipendiums an eine bestimmte Hochschule. Frau Knieps unterstrich in ihrer Antwort die Flexibilität des DAAD bei solchen Fragen, solange solche Änderungen gut begründet sind. Da die Bemühung um eine Finanzierung vor der eigentlichen Bewerbung an der Hochschule stehe, käme es immer wieder zu solchen nachvollziehbaren Änderungen. Da es einen bunten Strauß an Stipendien gibt, verwies Gabriel Knieps nicht nur auf die Stipendiendatenbank des DAAD, sondern stellte diese auch vor.

Im Anschluss teilten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in vier Regionspezifische Gruppen auf. Dort wurde mit mehreren Vertretern Project Access‘ ergiebig über die Bewerbungsverfahren an Elite-Universitäten diskutiert. Hier standen u.a. ehrenamtliches Engagement, Sprachnachweise sowie soft skills im Fokus der Diskussionen.

Fruchtbare Zusammenarbeit

Der Dank für den erfolgreichen Verlauf und die hohe Zahl der Anmeldungen geht an dieser Stelle an unsere Kooperationspartner: Project Access, den Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen und die Stipendiatinnen und Stipenidaten der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Es war eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit.

Aufgrund dessen werden wir voraussichtlich für 2023 eine Wiederholung anstreben sowie ggf. auch gezielter auf PhD-Studien an Elite-Universitäten eingehen. Wir halten Sie über diese Homepage und den Newsletter des VLA auf dem Laufenden.

Eine Laudatio von Vize-Präses Sven-Oliver Wolff

Gerhart Baum wird an diesem Freitag 90 Jahre alt. Fast unvorstellbar, so rege und vehement, wie er sich auch noch an den aktuellsten politischen Debatten beteiligt. Erst vor wenigen Tagen hat er in Interviews den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck verteidigt und ist mit der eigenen Partei, allen voran dem Finanzminister, hart ins Gericht gegangen. In einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland ließ er keinen Zweifel, was er vom Festhalten am Verbrennungsmotor und vom Nein zum Tempolimit hält. Ein Beharren auf den ewig gleichen, alten Ladenhütern. Und dann das Wort von der Gratismentalität. Dass er seine eigene Partei von Kritik nicht verschont, ist nicht neu. Ein bequemer, angepasster Parteisoldat war Gerhart Baum gewiss nie. Als unbeugsamer Streiter für Bürgerrechte hat er einen fast schon legendenhaften Rum.

Von der Elbe an den Rhein

Wie also nähert man sich einem Mann, über den schon so vieles geschrieben wurde? Die Stationen seines politischen wie privaten Lebens lassen sich nicht nur im obligatorischen Wikipedia-Artikel nachverfolgen. Eine Suche bei google ergibt bereits am Vorabend seines Geburtstages eine veritable Liste an Würdigungen. Kölner Stadtanzeiger, Rundschau und sogar der Express machen deutlich, wo Baum seit mehr als 60 Jahren zuhause ist. Mir war gar nicht präsent, dass er in Dresden geboren wurde, so sehr verbinde ich ihn mit der Domstadt am Rhein, in der er seit 1950 lebt. Eine bemerkenswerte Parallele zu unserem Altpräses Peter Menke-Glückert, der zwar durch Zufall in Karlsruhe geboren wurde, aber ebenfalls ist Dresden aufwuchs. Als Kinder werden sich die beiden kaum begegnet sein, doch sollte sich ihr weiterer Lebensweg später noch kreuzen.

Beide entstammen sie einem bildungsbürgerlichen Hintergrund. Baums Großvater und Vater waren Rechtsanwälte, die Mutter entstammte einer russischen Unternehmerfamilie. Die Verwüstung seiner Heimatstadt, die Angst vor den Bomben und die Entbehrungen beschrieb er später als prägend. Nach der Flucht kam er zunächst nach Bayern und besuchte das Gymnasium Tegernsee, wo ihn ein dem Widerstand verbundener Lehrer politisch nachhaltig beeinflusste.

1954 trat er in die FDP ein. Die sei Anfang der 50er Jahre „naziverseucht“ gewesen, woran er und andere jüngere Mitstreiter massiven Anstoß nahmen. Später gehörte er zu den Mitbegründern des Freiburger Kreises und wurde in der sozialliberalen Koalition gemeinsam mit Burkhard Hirsch und Hildegard Hamm-Brücher, mit denen er auch privat freundschaftlich verbunden war, zu einem der führenden Köpfe des sozialliberalen Flügels seiner Partei.

Erste Akzente in der Umweltpolitik

Seinen Ruf als Verfechter von Bürgerrechten und Rechtsstaatlichkeit brachte ihm insbesondere seine Tätigkeit im Bundesinnenministerium ein, seit 1972 als Parlamentarischer Staatssekretär und seit 1978 als Minister. Er modifizierte den sogenannten „Radikalenerlass“ und setze eine differenziertere Auseinandersetzung mit dem politischen Umfeld der RAF durch. Zudem setzte er Akzente in der Umweltpolitik, die damals noch im Innenministerium angesiedelt war. Er betraute den seit 1970 im BMI tätigen Peter Menke-Glückert 1978 mit der Übernahme des Bereichs Umweltpolitik.

Nach dem Bruch der sozial-liberalen Koalition zog Baum sich aus der Regierung zurück, kehrte seiner Partei aber – anders als manch anderer enttäuschter Sozialliberale – nicht den Rücken. Dem Deutschen Bundestag gehörte er bis 1994 als Abgeordneter an. Von 1992 bis 1998 hatte er die Leitung der deutschen Delegation bei der UN-Menschenrechtskommission inne. Anschließend war er unter anderem als Beauftragter für die Menschenrechte im Sudan tätig.

Unermüdlicher Einsatz für Bürgerrechte

Daneben arbeitete er wieder als Rechtsanwalt. Er führte einige der herausragendsten Verfahren der letzten Jahrzehnte. Er vertrat die Angehörigen der Opfer des Ramstein- und Concordeunglücks, des Anschlags von Lockerbie, des Münchener Olympia-Attentats und der Loveparade ebenso wie die sowjetischen Zwangsarbeiter gegenüber der Bundesrepublik. Vor allem aber setzte er sich auch gerichtlich unermüdlich für die Bürgerrechte ein. Vor dem Bundesverfassungsgericht ging er – teilweise gemeinsam mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Burkhard Hirsch – erfolgreich gegen den großen Lauschangriff, die Vorratsdatenspeicherung, das Luftsicherheitsgesetz und das BKA-Gesetz vor. In Nordrhein-Westfalen brachte er die Online-Durchsuchung zu Fall.

Ich gebe zu, dass mir gerade diese Erfolge beruflich einigen Verdruss bereitet haben, handelt es sich doch jeweils um effiziente Mittel zur Aufklärung von Straftaten. Insbesondere im Bereich der organisierten Kriminalität ist die Ermittlungsarbeit ohne sie deutlich erschwert. Keine Frage: Im Bereich der Ermittlungsbehörden haben die gerichtlichen Erfolge Baums so manchen ganz ordentlich gestresst. Nicht wenigen galt und gilt er als liberaler Quälgeist. Doch für einen mit einem festen liberalen Kompass ausgestatteten Rechtsstaatsenthusiasten wie Gerhart Baum konnten solche Erwägungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Eingriffe in die Bürgerrechte nicht zu rechtfertigen waren.

Begegnung in Paderborn

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich auch an Baums letzten Besuch bei unserem Verband. Beim Pfingstseminar in Paderborn hielt er einen Vortrag, natürlich zu seinem Lebensthema: Den Freiheits- und Bürgerrechten. Ich hatte ihn mit dem Auto am Bahnhof nicht ohne eine gewisse Nervosität in Empfang genommen. Als dienstjunger Staatsanwalt war ich etwas angespannt, hatte ich doch schon einige Rechtsanwälte, die sich in ihrer Rolle als Kämpfer gegen die Ermittlungsbehörden gefielen, als äußerst anstrengend erlebt. Doch die kurze Fahrt vom Bahnhof zum Tagungshaus war äußerst angenehm. Ich erlebte einen zugewandten, interessierten Menschen, der sich voller Respekt und Anerkennung gerade über jene Berufsgruppen äußerte, bei denen er sich durch die Verfassungsbeschwerden nicht eben beliebt gemacht hatte.

Spätestens jetzt hatte ich verstanden: Es ging nicht um ein Dagegen. Und ganz gewiss nicht darum, Polizisten, Staatsanwälten oder Richtern das Leben unnötig schwer zu machen. Sondern darum, für etwas zu streiten: die Freiheit.

Freiheit und Verantwortung Hand in Hand

Auch wenn es unbequem war und keinen Applaus einbrachte, setzte und setzt Gerhart Baum sich stets für die Freiheit ein. Dass Freiheit dabei stets mit Verantwortung einhergehen müsse und eine Einschränkung zum Schutz anderer auch aus seiner Sicht durchaus erforderlich sein könne, machte Baum im Rahmen der Coronapandemie deutlich. Auch hier übte er offen Kritik an der Führung seiner Partei, der er Populismus und ein falsches Verständnis von Freiheit vorwarf.

Keine Frage: Auch mit 90 Jahren bleibt Gerhart Baum ein eloquenter und engagierter Streiter für die Freiheit. Wir wünschen ihm dabei weiterhin viel Erfolg.